Biodiversität
Landwirte sind sich der Verantwortung bewusst
Zum Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt wirbt LBV-Vizepräsident Jürgen Maurer für mehr Verständnis. „Der Naturschutz muss sich für die landwirtschaftlichen Betriebe auch lohnen,“ appelliert er.

Nach den europaweiten Bauernprotesten stimmte das Europaparlament in einem Eilverfahren für Erleichterungen bei den Auflagen für die Landwirtschaft. Bäuerinnen und Bauern müssen diese erfüllen, um von den Ausgleichszahlungen profitieren zu können. Nun ermöglicht die EU den Landwirtinnen und Landwirten mehr Flexibilität bei der Erfüllung von Umweltvorschriften und kommt ihnen so einen Schritt entgegen. Naturschutzverbände kritisierten das Vorgehen infolgedessen scharf und sprachen von einem fundamentalen Rückschritt, der Umweltschutz sei nach Meinung der Naturschützer den Bauernprotesten zum Opfer gefallen.
Ein Vorwurf, den Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg so nicht stehen lassen kann. „Wir Landwirte sind uns unserer Verantwortung und unserer Schlüsselrolle im Naturschutz mehr als bewusst,“ so Maurer, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Tierhaltung bewirtschaftet. Im Rahmen des Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai macht er deutlich: „In Baden-Württemberg werden ca. 400.000 ha besonders naturverträglich von konventionellen Betrieben bewirtschaftet, hinzu kommen rund 200.000 ha ökologisch bewirtschaftete Fläche. Das zeigt deutlich, dass unsere Landwirtinnen und Landwirte ihren Teil zum Umweltschutz beitragen.“
Baden-Württemberg als Vorreiter
In Baden-Württemberg spielt der Erhalt der Artenvielfalt seit jeher eine signifikante Rolle. Das beweisen Förderprogramme wie FAKT (Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) oder die „LPR“ (Landschaftspflegerichtlinie), an der sich zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe beteiligen. Mit der Einführung des Biodiversitätsstärkungsgesetztes nahm Baden-Württemberg endgültig eine Vorreiterrolle in der Republik ein.
Jürgen Maurer wünscht sich mehr wissenschaftliche Untersuchungen zu den Naturschutzmaßnahmen, die von landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt werden sollen. Als Positiv-Beispiel führt der Vizepräsident des Landesbauernverbandes das F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) an. Maurers Betrieb ist einer von zehn landwirtschaftlichen Betrieben in ganz Deutschland, die im Rahmen des Projekts Maßnahmen, die dem Naturschutz dienen sollen, von Landwirten und Naturschützern gemeinsam auf ihre Effizienz, Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit überprüfen. Die Monitoring-Ergebnisse der ersten Jahre stimmen Maurer zuversichtlich. So wurden beispielsweise dank der Blühstreifen seltene Hummelarten auf seinen Flächen gesichtet, wie auch wertvolle Pflanzenarten mit einem hohen Naturwert wie zum Beispiel die kleine Wolfsmilch oder das Acker-Vergissmeinnicht, welche aufgrund des extensiven Getreideanbaus eine Heimat auf seinen Feldern fanden.
Maurer: Der Naturschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Zum Internationalen Tag der Biodiversität appelliert Jürgen Maurer an Verbraucher, Verbände und Politik gleichermaßen: „Wir Landwirte sehen uns als Teil der Lösung. Dennoch gilt: Der Naturschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein von uns Bäuerinnen und Bauern gestemmt werden kann.“ Jeder könne seinen Teil dazu beitragen, ob im eigenen Betrieb oder im eigenen Garten, so Maurer. „Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind Unternehmer. Wenn sie wichtige gesellschaftliche Aufgaben übernehmen, dann muss sich das lohnen,“ mahnt Maurer. „Ich sehe den Blühstreifen als Teil meiner Fruchtfolge, doch er sollte auch Teil meines Betriebsergebnisses sein.“ Jürgen Maurer ist sich sicher, dass dann noch mehr in puncto Umweltschutz in der Landwirtschaft möglich sei. „Viele meiner Berufskollegen kümmern sich außerhalb der Förderprogramme auf eigene Initiative um den Naturschutz,“ so Maurer. Daher seien noch weitaus mehr Maßnahmen gängige Praxis, die nicht von offizieller Seite erfasst werden. Darunter fielen beispielsweise Blühstreifen, die nicht den vorgegebenen Maßen eines Förderprogramms entsprechen. „Das beweist, dass es den Landwirtinnen und Landwirten um die Sache geht,“ macht der LBV-Vizepräsident deutlich.
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 33.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 20 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
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Autor: akb